Weniger Mental-Load im Familienalltag: Tipps & Tools für eine faire Aufteilung von Care-Arbeit

Weniger Mental-Load im Familienalltag: Tipps & Tools für eine faire Aufteilung von Care-Arbeit

Kennst du das? Du hast an alles gedacht: Arzttermine, Wechselkleidung, Meal-Prep, Geburtstagsgeschenk für die Kita-Freundin – und trotzdem ist dein Kopf voll. 🤯

Mental Load fühlt sich manchmal an wie 100 offene Tabs im Kopf. 

In diesem Beitrag gibt's einen kleinen Reality-Check zu unbezahlter Carearbeit und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung & Tools, um To-Dos in deiner Familie fairer zu verteilen und dadurch deinen Mental-Load zu reduzieren. Für eine entspannte Elternschaft.

  1. Mental-Load im Reality-Check
  2. Mach den Mental-Load-Test
  3. In zwei Schritten zu weniger Mental-Load
  4. Weitere Tools und drei Buchtipps

 

1. Mental-Load im Reality-Check

Unbezahlte Care-Arbeit ist der größte "Risikofaktor" für Mental-Load. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft verbringen erwerbstätige Frauen im Alter zwischen 35 und 40 Jahren im Schnitt sieben Stunden pro Tag mit Care-Arbeit, erwerbstätige Männer hingegen nur 3,5 Stunden. Weltweit übernehmen Frauen jeden Tag insgesamt mehr als 12 Milliarden Stunden Sorgearbeit. Würden wir den Mindestlohn für unsere Arbeit erhalten, wären wir zusammen reicher als Apple, Google und Facebook zusammen. 

Der Bundesverband Equal Care Day befasst sich seit Jahren mit dem Thema Mental Load und setzt sich für eine gerechtere Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit ein. Stöber für mehr Infos gerne mal auf der Webseite, die ist voll mit Fakten und interessanten Studien.

 

2. Mach den Mental-Load-Test

Bei manchen Familien gibt es feste Abläufe und Aufgaben – ganz automatisch kümmert sich der jeweilige Erziehungsberechtigte um bestimmte Dinge, ohne das groß zu hinterfragen. Bei anderen kommt es immer wieder zu Konflikten, weil die Zuständigkeiten nicht klar sind und immer wieder neu ausgehandelt werden müssen.

Wie ist es eigentlich bei euch? Wer trägt die größere Last? 

Der Equal Care Day stellt einen Test zur Verfügung, der euch dabei helfen soll, einen Überblick über eure Aufteilung zu erhalten. Ihr könnt ihn online machen oder ihn kostenlos downloaden und ausdrucken. Alle erwachsenen Personen im Haushalt müssen ankreuzen, welche Aufgaben sie übernehmen "mache ich". Es gibt außerdem die Option „denke ich dran“. Die Aufgaben werden in den Kategorien täglich, wöchentlich, monatlich und jährlich unterteilt. Am Ende erhält jede*r ihr eine Übersicht und eine Gesamtpunktzahl. Ihr werdet überrascht sein, wie viel ihr jeden Tag schafft!

Ziel ist es hier erstmal miteinander ins Gespräch zu kommen und sich über die Aufteilung bei euch bewusst zu werden.

Möglicherweise ist Care-Arbeit auch in eurer Familie eher traditionell aufgeteilt. Wichtig: Es handelt sich nicht um ein individuelles Ergebnis, sondern um eine strukturelle Ungleichheit, die gesellschaftlich geprägt ist. Also zweifelt bitte keinesfalls an euch oder euren Werten, sondern nehmt die Erkenntnisse einfach als Anlass, nochmal genauer hinzusehen und euch zu fragen, was ihr euch für euch und als Vorbilder für eure Kinder wünscht.

Die Aufgaben aus dem Test könnt ihr als Orientierung für den nächsten Step nutzen.

 

3. In zwei Schritten zu weniger Mental-Load

Schritt 1: Unsichtbare Arbeit sichtbar machen!

Viele Aufgaben sind um einiges umfangreicher als sie auf den ersten Blick erscheinen. Mental-Load beschreibt genau diese unsichtbaren To-Do-Listen im Kopf. 

All diese To-Dos sind unsichtbar – dabei machen sie den Großteil der Arbeit aus! Die sichtbare Arbeit während der Geburtstagsfeier dauert vielleicht nur 2-3 Stunden. Wer sich nicht selbst mal alleinverantwortlich darum gekümmert hat, und zwar von A bis Z, weiß einfach nicht, wie viel Organisation und Planung dahinter steckt. Oft fehlt dann die Wertschätzung vom Partner/von der Partnerin und das hat Konfliktpotenzial. Kommt dir das bekannt vor? 

Um einen Überblick darüber zu bekommen, wer bei euch was und wie oft übernimmt, haben wir eine praktische Tabelle gebastelt, die du kostenlos downloaden und ausdrucken kannst. Notiert darin alle Aufgaben, die Tag für Tag so anfallen und vor allem auch die unsichtbare Denk- und Planarbeit. 

Schritt 2: Care-Arbeit fair aufteilen

Im zweiten Schritt geht es um die Umverteilung der Care-Arbeit in deiner Familie. Wichtig: Das Verhältnis muss nicht 50:50 sein. Auch die Verteilung von Erwerbsarbeit kann für die Aufteilung miteinbezogen werden. Bedenke aber, dass Sorgearbeit im Gegensatz zu einem 9to5-Job eine 24-Stunden-Bereitschaft bedeutet. Die "freie Zeit" sollte also gleichmäßig aufgeteilt werden und alle sollten sich mentale Ruhepausen gönnen dürfen.

Der Vorteil daran, die Aufgabenverteilung schriftlich zu erfassen liegt darin, dass ihr etwas handfestes habt, was oft mehr wiegt als eine schnelle Absprache zwischen Tür und Angel à la "Ich kümmere mich" und dass nicht bei jeder Einladung zum Kindergeburtstag neu debattiert werden muss, wer sich Gedanken um das Geschenk macht, es kauft, einpackt, etc. sondern zum Beispiel klar ist, dass ein Elternteil für das Kitakind zuständig ist und das andere für das Schulkind. Das ist nur ein Beispiel und die Umsetzung kann in deiner Familie natürlich komplett anders aussehen. Es geht vor allem darum, dass die Aufgaben klar verteilt werden – inklusive unsichtbarer Denkarbeit.

Tipp: Wenn ihr Erwachsenen eure Zuständigkeiten geklärt habt, bezieht gerne auch die Kids in eure neue Verteilung mit ein und überlegt gemeinsam, welche Aufgaben sie im Haushalt übernehmen könnten. 

 

3. Weitere Tools und drei Buchtipps

Der geteilte Google-Kalender oder der Wochenplan am Kühlschrank sind ein guter Anfang für eine fairere Aufteilung von Mental-Load. Wenn du spezifischere Tools suchst oder dich tiefer mit dem Thema auseinander setzen möchtest, haben wir hier für dich noch weitere Tools und drei Buchtipps.

  • WhoCares App: Kostenlose App um Sorge- und Pflegearbeit zeitlich zu erfassen und in Lohn umzurechnen
  • Equaly-Mitgliedschaft: Beinhaltet Sessions, Check-Ins, Jahresreflexion, Praktisches wie Kontenmodell finden, Mediathek, etc. - der Jahreszugang ist für 13,25 € / Monat buchbar
  • Vereinbarkeitsplaybook36 Fragen und 5 Challenges für Paare zu Beziehung & Zukunft, Beruf & Geld, Zeit & Alltag, Betreuung & Erziehung, Rückblick & Ausblick - für 24,00 € erhältlich
  • Online-Kurs von keleya: Raus aus der Dauerbelastung im Familienalltag - 39,99 €



 

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